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Broad Peak Expedition - 8051m - Pakistan Karakorum 2013

​Geplante Dauer: vom 13.06. bis 04.08.2013

 

Teilnehmer:  Mario Bornschein, Detlef Buckwitz, Jens Schliemenz, Uwe Lindenau, Robert Romanautzki,

                             Gunter Gruber, Dieter Böhme, Till Manntz, Dana Heide, Lutz Finger, Thoralf Hagel
 

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Die Erstbesteigung des Broad Peak gelang 1957 einer kleinen Expedition um die legendären Bergsteiger Hermann Buhl und Kurt Diemberger. Der Berg und die gesamte Anmarschroute liegen im nordöstlichen Zipfel Pakistans, an der Grenze zu China, in unmittelbarer Nähe zum alles überragenden K2. Auf der Anfahrt durchfahren wir das Tal des Indus und folgen dem Karakorum Highway, nach einer Zwischenübernachtung zweigen wir nach Skardu ab.  Ãœber den Baltoro-Gletscher und vorbei an den berühmten Trango-Türmen erreichen wir den Concordiaplatz und das Basislager. Der Broad Peak gehört zur Gruppe der technisch anspruchsvolleren niedrigen Achttausendern.

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Tag 3 u. 4   Islamabad – Chilas – Skardu
Mit dem Bus fahren wir durch das Tal des Indus zuerst über den Karakorum-Highway nach Chilas. Hier bekommen wir einen Begleitoffizier zugewiesen, welcher bis zum Ende der Tour bei uns bleiben soll. Nach einer Zwischenübernachtung geht die abwechslungsreiche und mit mehreren Polizeikontrollen unterbrochene Fahrt weiter vorbei am Nanga Parbat, den „deutschen Schicksalsberg“  Wir passieren den „Junction Point“, an dem die drei höchsten Gebirge der Welt zusammenstoßen: Himalaya, Karakorum und Hindukusch. Ãœber eine abenteuerliche Straße und nach langer Fahrt erreichen wir Skardu (2280m), Ausgangspunkt für unsere Broad Peak Expedition.

Tag 1   Deutschland – Pakistan via Dubai
Gestartet wird in Hamburg mit Emirates Airways und nach einem 9-stündigen Flug haben wir einen Zwischenstop in Dubai und erreichen Islamabad am nächsten Morgen 7.40 Uhr (Ortszeit, MEZ + 3 h).

 

Tag 2   Islamabad
Nach der Landung, werden wir mit den für Pakistan üblichen Einreisekontrollen konfrontiert, anschließend Transfer zum Hotel. Der Rest des Tages steht zur freien Verfügung, so bleibt uns Zeit Islamabad auf eigene Faust zu erkunden. Die Temperaturen liegen schon am Vormittag bei ca. 40°C. Bei einem kleinen Spaziergang versuchen wir Geld zu wechseln, ohne Erfolg, da alle Geschäfte, wie auch Banken von 13.00 bis 17.00 Uhr geschlossen bleiben.
16.00 Uhr wollen wir eine Stadtrundfahrt unternehmen, letztendlich kommen wir gegen 17.30 Uhr los (Pakistanische Pünktlichkeit). Von unserem Stadtführer „Riad“ erfahren wir, dass Islamabad erst nach den 60-er Jahren erbaut wurde, auf 624 m über NN liegt und über 6 Mio. Einwohner hat.

Tag 5   Skardu
Den heutigen Ruhetag nutzen wir zur Akklimatisation und beginnen mit dem Zusammenstellen unserer Ausrüstung. Es wird akribisch darauf geachtet, dass jedes Gepäckstück, welches von den Trägern bis zum Basislager getragen wird, 25 kg nicht überschreitet. Die Erfahrung mehrerer Expeditionen lässt einigen von uns mehr Freizeit als anderen. Dies gibt uns Gelegenheit zum Stadtbummel und einem Ausflug in die Umgebung, wo u. a. buddhistische Felsgravuren zu bewundern sind.

Tag 6   Skardu – Askole
Anfangs geht die Fahrt mit Jeeps durch das liebliche Shigar Valley aufwärts über Dasu und die tief eingeschnittene Braldu Schlucht. Nach 8 Stunden Fahrzeit, zwei Reifenschaden und weiteren Polizeikontrollen erreichen wir Askole (2880 m), dem letzten Dorf in der Zivilisation.

 

Tag 12 + 13   Basislager
Hier legen wir zunächst zwei Ruhetage zum Ausbau des Basislagers und zur besseren Akklimatisation ein. Ausschlafen ist angesagt, Zelt einrichten, schließlich verbringen wir in den nächsten 4 Wochen die meiste Zeit hier, Ausrüstung sortieren, relaxen und wieder zur Ruhe kommen. Bei einem Bummel durch das Basislager stellen wir fest, dass sich Expeditionen aus der ganzen Welt ein Stelldichein geben, z.B. Neuseeland, Spanien, Polen, Amerika, Österreich, Südafrika, Mongolei  uvm.. Bei schönem Wetter genießen wir immer wieder den Panoramablick zum K2 und Broad Peak. Am Nachmittag kommen erst Detlef und Till, später auch Gunter im BC an. Den zweiten Tag nutzen wir zur Sichtung der Hochlagerzelte incl. aufbauen, testen die Benzinkocher und stellen fest, dass es Probleme mit dem pakistanischen Benzin gibt, die Düsen verschmutzen recht schnell. Diese Sorge habe ich nicht, da ich einen Gaskocher (Reaktor) benutze. Auch der Certec-Bag (Sauerstoffsack) wird noch einmal vorgeführt, schließlich kann er, bei richtiger Anwendung, Leben retten.

Tag 7 – 11   Askole – Baltoro Gletscher – Base Camp
Wir beginnen unser 5-tägiges Anmarsch-Trekking. Obwohl der Höhenunterschied am ersten Tag nicht groß ist, macht uns die Hitze doch sehr zu schaffen (27°C im Schatten). Die zweite Etappe führt uns von Jhola (3025 m) immer weiter hinein in das Tal zunächst am Braldu entlang bis Paiju auf 3370 m. Entgegen dem ursprünglichen Plan hier ein Ruhetag einzulegen gehen wir am dritten Tag weiter und betreten kurz darauf den 67 Kilometer langen Baltoro-Gletscher. In ständigem Auf und Ab geht es immer tiefer ins Herz des Karakorum. Die Granittürme der Trango-Gruppe ziehen unsere Blicke auf sich. Am Lagerplatz Urdukas (4050 m) finden wir ein Fleckchen Wiese in der sonst aus Steinen und Eis bestehenden Gletscherwelt. Langsam wird es eisiger und am Ende des vierten Tages erreichen wir Goro II (4150 m). Unvergesslich bleibt wohl der Anblick des 7925 m hohen Gasherbrum IV, wie die versinkende Sonne seine riesige Westwand in rot glühendes Licht  taucht. Am letzten Anmarschtag, plötzlich öffnet sich der Blick nach allen Seiten und wir stehen auf dem berühmten  Concordiaplatz (4650 m). Rings um uns bilden die höchsten Gipfel ein spektakuläres Bild, unterbrochen durch die von allen Seiten herbeiströmenden Gletscherarme, die sich hier vereinen. Am Ende des letzten Anmarschtages, auf dem Weg zum Basislager des Broad Peak (4800 m),  bietet sich uns mit dem alles überragenden K2 (8611 m) ein absoluter Blickfang. Unsere Ankunft im Basislager, nach einer Gesamtstrecke von ca. 105 km, ist von zwei kleineren Ausfällen begleitet. Zum Einen Erschöpfung nach Magen-Darm-Infekt, beim Zweiten zu geringe Sauerstoffsättigung, vielleicht fehlt der ein oder andere Ruhetag. Zwischenzeitlich richten wir unsere Zeltplätze her, bauen die Zelte auf und dieses Mal stehen sie auch Sturmsicher. Später bei einem Anruf per Satelittentelefon erfahren wir von der Tragödie, dass am Nanga Parbat 9 Bergsteiger von Taliban erschossen wurden. Darauf hin rufen wir zu Hause an, um unsere Familienangehörigen zu beruhigen.

 

 

Tag 14   Basislager – ABC auf 5300 m (Depot einrichten)  
Ausreichend genug Tage haben wir nun zur Besteigung des Broad Peak zur Verfügung.
Zunächst aber steht das Einrichten der Route und der Hochlager im Vordergrund: heute geht eine Gruppe von 6 Teilnehmern (Dana, Detlef, Dieter, Gunter, Lutz und Robert) zum vorgeschobenen Basislager und legt ein Depot an. Da wir noch immer in der Akklimatisationsphase stecken gehen wir das ganze langsam an und achten darauf nicht zuviel Gepäck zutragen. Ab dem flachen Gletscherzustieg geht es durchschnittlich 40–45° steil nach oben, mit kurzen felsigen Passagen. Wie bereits im Vorfeld ausgehandelt, nutzen wir die vorhandene Sicherung (Fixseile). Das Wetter meint es gut mit uns, so bleiben wir eine weitere Stunde oben und seilen uns anschließend ab. Zurück im Basislager nehmen wir ein Bad im Duschzelt, für jeden stehen 3 Liter warmes Wasser zur Verfügung. Mit dem Sonnenuntergang kühlt es schnell ab, 20.00 Uhr verschwinden alle in ihre Zelte.

Tag 15 + 16   Basislager
Die Tage im Basislager verlaufen immer gleich, auch wenn wir nichts tun, der Körper arbeitet auf Hochtouren, immerhin müssen wir uns ja akklimatisieren. Über den Tag hat uns die Kochmannschaft ein größeres Messzelt aufgebaut, sodass jetzt alle im Zelt Platz haben. Das Wetter verschlechtert sich, es beginnt zu regnen. Am Morgen des folgenden Tages geht gegenüber vom Basislager am Broad Peak, eine riesige Lawine ab. Sie bedeckt binnen weniger Augenblicke das Lager mit einer Schneestaubschicht. Heute kommen auch die lang ersehnten Gaskartuschen und Kocherbenzin im Lager an, gerade noch rechtzeitig vor unserem nächsten Aufstieg.

Tag 20   Basislager
In einer gemeinsamen Runde sprechen wir Punkte an wie: Wer, Was, Wohin transportiert oder wie viel Zelte in welchem Hochlager aufgebaut werden um sie optimal nutzen zu können. Für mehr Sicherheit am Berg legen wir eine zusätzliche Trainingseinheit mit Eiskletterei, Abseilen und Knotenkunde ein. Das Expeditionteam teilen wir in 2 Gruppen, verschiedene Strategien und Varianten werden durchgesprochen, wieder im Zelt, letzte Sachen zusammen packen und ab in den Schlafsack.

Tag 19   Basislager
Für heute haben sich Jens, Toralf und ich entschieden, eine Akklimatisationstour zum Basislager des K2 zu unternehmen. Auf dem Rückweg werden wir von einem Schneeschauer überrascht, nach kurzer Zeit sehen wir aus wie Schneemänner. Bei unserer Ankunft im Basislager beruhigt sich das Wetter wieder und die Sonne kommt hervor. Am Nachmittag erwarten wir unsere Hochlagerschläfer zurück, sodass   am Abend alle beisammen sitzen und von ihren Erlebnissen berichten.

Tag 18   Basislager
Während wir heute einen Ruhetag einlegen, starten Mario, Dana, Uwe und Till, zu ihren ersten Aufstieg. Den vier oben gebliebenen geht es gut, sie steigen weiter auf um Lager 1 einzurichten. Das schöne Wetter nutze ich um einen Waschtag einzulegen. Am Nachmittag kommt zu meiner Überraschung, Andre Ulbrich von AT Reisen aus Leipzig zu mir, er ist mit einer Trekkinggruppe unterwegs und haben im BC ihre Zelte aufgeschlagen. Wir nehmen uns Zeit für einen kleinen Plausch. Wie fast jeden Abend ziehe ich mich gegen 20.30 Uhr in mein Zelt zurück und krabbele in meinen warmen Schlafsack.

Tag 17   Aufstieg zum ABC auf 5300 m
Wetterbedingt startet unsere zweite Bergtour später als geplant, gut akklimatisiert erreichen wir das vorgeschobene Basislager bereits nach 3,5 Stunden. Vier von uns werden heute oben schlafen und morgen entscheiden, entweder weiter aufzusteigen um Ausrüstung hoch zu transportieren oder noch mal in diesen Lager zu übernachten. Toralf und ich steigen wie geplant wieder ab.

Tag 21   Aufstieg mit unterschiedlichen Varianten
Team A: mit Mario, Dana, Till und Uwe starten bereits um 5.30 Uhr mit dem Ziel durchzugehen bis Lager II. Unsere Gruppe geht 7.00 Uhr los und wird sich später noch einmal aufteilen. Während Robert, Detlef, Jens und Toralf im ABC bleiben, nehmen Gunter, Lutz und ich, weiteres Gepäck auf und steigen weiter bis Lager I. Oben angekommen heißt es: Schnee schmelzen, Thermosflaschen auffüllen und trinken sowie warmes Essen zubereiten. Leider haben wir keine Funkverbindung.

Tag 22   Hochlager I -  Aufstieg nach Lager II (bzw. Abstieg zum BC)  
Die Nacht verlief unruhig, teilweise laute Schlafgeräusche bzw. Magen-Darm Probleme. Zeitig stehen wir auf, ein Frühstück aus Vanillereis bzw. Mousse Chocolat und viel trinken. Anschließend Rucksack packen und dann passiert es: mein Schlafsack, der schon fast verstaut war, springt wieder aus dem Rucksackfach und kullert den Hang hinunter. Sofort kommen mir Bilder in Erinnerung als mein Bergfreund Steffen versucht hat seinen abstürzenden Rucksack noch zu greifen. Mir bleibt laut dass Wort „Sch….“ raus zu schreien und hinterher zu schauen. Es ist die Stelle wo letzte Woche die Riesenlawine abgängig war. Für mich geht es nun erstmal nach unten ins Basislager, die Anderen steigen jeweils ein Lager weiter auf bzw. machen einen Materialtransport. Der Verlust des Schlafsackes ist zwar nicht schön, doch werde ich eine Lösung finden um weiter meine Gipfelambitionen zu wahren.

Tag 23   Basislager  
Den Vormittag nutze ich um am Fuß des Berges nach meinem Schlafsack zu suchen, nach 4 Stunden breche ich die Suche ergebnislos ab und gehe zum Basislager zurück. Auf dem Rückweg muss ich wie jeden Tag den Gletscherbach über eine kleine Brücke (ca. 30 cm breit) queren. Plötzlich, ich rutsche weg und stürze in das eiskalte Wasser, obwohl es ca. nur 1,20 m tief ist kann ich bedingt durch die starke Strömung mit den Füßen den Grund nicht erreichen. Zu allem Glück habe ich mich an dem vorhandenen Sicherungsseil festgehalten, so dass ich mich allein wieder raus ziehen kann. Zwar war ich nur kurze Zeit im Wasser, trotzdem sind meine Sachen komplett durchnässt, ganz zu schweigen von den Trekkingschuhen und Strümpfen. Die Ersatzsachen im Rucksack sind trocken geblieben, also setze ich mich auf einen Stein atme tief durch, ziehe die Wechselwäsche an und laufe anschließend noch 30 Minuten zum Lager zurück. Bis zum Abend bekomme ich die Kleidung getrocknet nur die Schuhe benötigen mindestens noch 1 Tag Sonne.  Spät am Nachmittag kommen Till und Uwe im Basislager an, 19.00 Uhr geht der Funkspruch ein, Jens und Toralf kommen auch runter und sind bereits am Einstieg. Erst in der Dunkelheit erreichen sie das Lager, geschafft. !!!

Tag 24   Aufbruch nach oben  
4.45 Uhr, ich stehe auf, gerade geht wieder eine Lawine ab. Eine Kleinigkeit essen, heiße Getränke abfüllen und 6.00 Uhr starte ich allein zum Berg. Mit besonderer Vorsicht passiere ich die Gletscherquerung, alles gut gegangen, früh am Morgen ist auch nicht soviel Wasser drin. Ohne mich groß zu verausgaben und gut gesichert gehe ich zum Lager 1. Auf dem Weg nach oben kommen mir zuerst Gunter, dann Mario und Dana, später auch noch Robert und Detlef entgegen. Ich erzähle von meinem erneuten Missgeschick an der Brücke und mahne zur Vorsicht. 14.00 Uhr erreiche ich Hochlager 1, nach einer kurzen Erholungspause richte ich die Kochstelle her um Schnee zu schmelzen für Tee und Essen. Mein Funkgerät ist auf Empfang als um 16.30 Uhr ein Funkspruch eingeht den ich erst verkraften muss. Am anderen Gerät ist Toralf und sagt: Dana ist beim Ãœberschreiten des Steges in das  Gletscherwasser gestürzt, mit der Strömung mitgerissen und seitdem verschollen. Ich bin geschockt, auf einmal wird mir bewusst, in welcher Gefahr ich mich gestern befunden habe. Mir fehlen einfach die Worte und doch treffe ich eine Entscheidung, diese Expedition sofort abzubrechen. Auf die Frage wie es mir geht, antworte ich, den Umständen entsprechend. Das essen ist mir vergangen und an schlafen ist die ganze Nacht nicht zu denken. Mir geht alles Mögliche durch den Kopf. Warum und vor allem wie konnte das passieren?!  Habe ich nicht extra noch gewarnt.

Tag 25   Abbruch und Abstieg zum Basislager  
Eine schlaflose Nacht liegt hinter mir, auch das Wetter passt dazu, Sturm und Hagelschauer wechselten sich ab. Auf meinen Weg nach unten werde ich so viel wie möglich an Ausrüstung mitnehmen. Noch bevor ich mit dem Abstieg beginne, erfahre ich von anderen Bergfreunden, das man Dana gefunden hat, jedoch leblos, wie zu befürchten war. Jetzt heißt es konzentriert absteigen, eine kurze Trinkpause am ABC und weiter zum Einstieg, dort angekommen nehme ich die Steigeisen ab und laufe weiter bis zur Brücke. Abrupt bleibe ich stehen, setze meinen schweren Rucksack runter und warte der Dinge. Kurze Zeit nach mir kommen weitere Bergsteiger an und sichern sich gegenseitig.  Auf meine Frage, ob sie mir helfen, sichern sie mich auch. Auf der anderen Seite angekommen setze ich mich auf einen Fels zum Verweilen und in Gedanken an das was geschehen ist. Obwohl dieser tragische Unfall passiert ist, muss ich trotzdem sagen, dass diese Querung nichts außergewöhnliches darstellt und gleich gar nicht gefährlicher ist als die Besteigung des Berges selbst. Die letzten Meter zum Basislager gehe ich gemeinsam mit vier jungen Bergsteigern aus Österreich. Dort angekommen rufe ich über Satelittentelefon nach Hause an um zu sagen, dass es mir soweit gut geht. Dann lege ich mich in mein Zelt und versuche etwas abzuschalten.
Da alle einstimmig beschlossen haben, die Expedition hier abzubrechen, müssen wir nun einen einigermaßen geordneten Rückzug organisieren. Im Vordergrund steht die Bergung und Überführung von Dana, sie wurde heute früh von Lutz gefunden, konnte aber wegen des hohen Wasserstandes und der damit verbundenen Strömung vorerst nur gesichert werden. Eine Bergung ist für morgen vorgesehen. Für den Rücktransport unserer Ausrüstung müssen Träger angefordert werden und nicht zuletzt sind auch noch die Hochlager zu beräumen.

Tag 26   Basislager  
Noch im Dunkeln startet die Bergungsaktion von Dana. Gemeinsam mit pakistanischen Helfern und Dank der Unterstützung von Bergfreunden der österreichischen Bergwacht ist es gelungen sie an einem sicheren Platz nahe unseres Lagers zu bringen, von wo sie später abtransportiert werden kann. Leider hat sich das Wetter verschlechtert, sodass ein Hubschrauberflug derzeit nicht möglich ist.
Zur gleichen Zeit bricht Uwe zu Lager II auf, um einen Teil unserer Ausrüstung zu holen, auch dabei  erhalten wir Hilfe von 3 Bergsteigern aus Neuseeland.
Die Organisation zur Überführung des Leichnams erweißt sich als äußerst kompliziert. Detlef führt über mehrere Stunden Telefonate u. a. mit der Deutschen Botschaft in Islamabad, unserer Agentur in Pakistan, der Versicherungsgesellschaft, sogar das Auswärtige Amt in Deutschland wird eingeschaltet. Ein besonderes Dankeschön gehört in diesem Zusammenhang an Thomas Sonnenburg, er hat uns in Deutschland bei der Abwicklung wichtiger Angelegenheiten intensiv geholfen.

Tag 27   Beräumen der Hochlager  
In den Hochlagern liegen noch ca. 140 kg an Ausrüstung welche nach unten gebracht werden muss. Gunter, Robert, Lutz und ich erklären sich bereit noch einmal nach oben zu steigen. Windböen und Schneeschauer erleichtern uns die Arbeit nicht gerade. Vor allem das Abbauen der Zelte erweißt sich als schwierig. Einiges an Hochlagernahrung sowie Gaskartuschen müssen wir zurück lassen. Im Basislager angekommen informieren wir andere Expeditionen, diese Sachen verbrauchen zu können. Am Abend sitzen alle beisammen, da der Rücktransport von Dana immer noch nicht gesichert ist, stehen noch einige Fragen im Raum. Die Situation ist angespannt, bei einigen liegen die Nerven blank und im Verlauf der Diskussion eskaliert die Lage, Vorwürfe und Unterstellungen werden ausgesprochen. Die Stimmung ist am Tiefpunkt als alle die Runde verlassen und in ihre Zelte gehen.

Tag 28 + 29   Zum Gedenken an Dana  
Den heutigen Tag nutze ich um meine Sachen zu sortieren und einzupacken. Bereits auf dem Weg zum Basislager habe ich kein Problem mit Gewicht und Anzahl meiner Gepäckstücke bekommen, also ist es jetzt ein leichtes alles zu verstauen.
Am Nachmittag bauen wir gemeinsam eine Steinpyramide und befestigen eine Gedenktafel für Dana.
Am nächsten Tag geht das packen weiter, morgen wollen wir uns zeitig auf den Rückweg machen.

Tag 30 - 32   Rückweg über Gore I und Paiju nach Askole  
Die Gesamtwegstrecke von ca. 105 km wollen wir in nur 3 Tagen zurücklegen, das bedeutet lange Tagesetappen mit Gehzeiten von 9 bis 13 Stunden, bei zum Teil hochsommerlichen Temperaturen. Heute kommt auch endlich der Hubschrauber um Dana raus zu fliegen.
Teilweise brechen wir schon im Morgengrauen auf und trotzdem ist es bis Mittag schon so warm, dass wir mit unserem mitgeführten Wasser sehr haushalten müssen. Am Ende des zweiten Tages verlassen wir den Baltoro-Gletscher. Auf dem letzten 40 km langen Teilstück erreichen wir in kleinen Grüppchen den Ort Askole im Abstand von insgesamt 4 Stunden. Bisher sind auch nur wenige der 55 Träger angekommen, dass bedeutet es stehen noch keine Zelte. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen, schauen noch einmal zurück auf die wunderschöne Berglandschaft und trinken dabei jeder eine 1,5 Liter Flasche Cola leer.

Tag 33   Rückfahrt von Askole nach Skardu
Mit Jeeps fahren wir zurück nach Skardu. Im Hotel angekommen genießen wir nach den anstrengenden Tagen und Wochen die erste Dusche und im Anschluss noch ein Besuch beim Barbier. Zurück in der Zivilisation fühle ich mich, trotz Temperaturen von über 30°C, wie neu geboren.
Bedingt durch die tödlichen Übergriffe auf Bergsteiger am Nanga Parbat vor drei Wochen, dürfen keine Touristen auf dem Landweg nach Islamabad, worüber wir nicht unbedingt traurig sind. Bereits für morgen haben wir eine Flugbestätigung, was nichts heißen muss, denn ob man fliegen darf entscheidet das Wetter, schließlich ist jetzt „Monsum“, da gibt es keine Vorhersage.

Tag 34   Flug von Skardu nach Islamabad
Im Flugzeug dürfen pro Person nur 20 kg mitgenommen werden, unser Hauptgepäck fährt mit dem Auto nach Islamabad. Direkt beim Einchecken heißt es, das nur noch leichtes Gepäck mitgenommen werden darf, für mich ändert sich nichts, da ich sowieso nur einen Rucksack als Gepäckstück habe.  Nach einer Flugzeit von 70 Minuten landet das Flugzeug in der Hauptstadt Islamabad. Noch auf der Fahrt zum Hotel stoppen wir bei Emirates Airlines und erhalten für übermorgen eine Flugumbuchung.   

 

Tag 35   Islamabad - Rawalpindi
Das Geräusch strömenden Regens (Monsum) reist uns aus dem Schlaf. Später, der Regen hat aufgehört, gehen Gunter und ich für 3 Stunden durch die Stadt, die Luft ist feucht-warm bis heiß. Einem Ausflug in die alte Hauptstadt Rawalpindi folgt am Abend ein gemeinsames Abendessen. Zurück im Hotel nehmen wir das zwischenzeitlich aus Skardu eingetroffene Reisegepäck entgegen.  

 

Tag 36   Abflug aus Islamabad via Dubai und Ankunft in Deutschland
Frühzeitig fährt unser Bus zum Flughafen, alles läuft problemlos ab. Überpünktlich startet die Maschine, nach Zwischenlandung in Dubai und einen ruhigen Flug landen wir abends in Hamburg.

 

 

Dieter Böhme

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