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Mt. McKinley (Denali)​ - 6193 m - Expedition

Denali - Der Berg

Der Mount McKinley ist mit 6194 Metern der höchste Berg Nordamerikas. Er nimmt eine Fläche von ca. 310 Quadratkilometer ein. Die nördlich vom Gipfel lebenden Athabasken (Indianer), die vor langer Zeit Alaska zu ihrer Heimat machten, nannten den Berg Denali – „der Große“. Heute ist der Berg allgemein als „Mount McKinley“ bekannt und fraglos der eindrucksvollste Höhenpunkt in der Landschaft Alaskas. Der McKinley ist auf den meisten Routen ein technisch nicht übermäßig schwieriger Berg zum Ersteigen, aber die dünne Luft, die extrem niedrigen Temperaturen (ein Thermometer wurde im Jahre 1932 in einer Höhe von 4.350m gefunden; es zeigte -70°C) und der scharfe Wind, der bis zu 240 Stundenkilometer brausen kann, machen den Aufstieg zu einer schweren Herausforderung.
Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen, war es passend, dass der in Alaska gebürtige Walter Harper der Erste war, der am 7. Juni 1913 seinen Fuß auf den wirklichen Gipfel von Mount McKinley setzte,  auch als South Peak bekannt und 6.194 Meter über dem Meeresspiegel emporragt.
Bergsteiger benötigen Mut, Ausdauer und Geschicklichkeit. Die modernen Bergsteigermethoden und Ausrüstungen wurden gegenüber denen vor 100 Jahren verbessert. Die Zeit hat jedoch die physischen Begrenzungen von Eis, Höhe und Wetter, die allen Bergsteigern entgegenstehen, nicht verändert. Trotz sorgfältiger Vorbereitung und Planung fordert der Mount McKinley jedes Jahr seine Opfer.

Tag 1:     Anreise Frankfurt – Anchorage

Am 13.05.2014 starten wir von Frankfurt (Main). Nach einem gut neunstündigen Nonstop-Flug landen wir in Anchorage. Nach der Landung werden wir mit den für die USA üblichen Einreisekontrollen konfrontiert, Fingerabdrücke werden eingescannt und ein Foto gemacht. Jetzt noch Fragen warum wir hier sind und wie lange der Aufenthalt dauern soll. Ohne Probleme geht es durch die Zollkontrolle. Wir nehmen uns ein Taxi und fahren zu unserer Unterkunft „Beed and Breakfest“.Anchorage ist eine für US-amerikanische Verhältnisse, ruhige und beschauliche Stadt mit 200.000 Einwohnern. Nach unserem Empfinden scheint es hier keine Hektik, Stress, Gewalt oder ähnliches zu geben, genau das richtige für USA-Neulinge wie wir es sind. Das in Amerika alles ein wenig „Bigger“ ist, merkte man am Abend in der Pizzeria „Moose´s Tooth“. Die zwei mittleren Pizzen schaffen wir nicht aufzuessen aber das bestellte Bier schon.

Expedition zum Mount McKinley

Geplante Dauer vom 13.05. bis 08.06.2014
Teilnehmer: Bernd Berschbach, Roland Brand und Dieter Böhme

Tag 2:    Anchorage

Am Vormittag überprüfen wir unsere gesamte Ausrüstung und fahren erneut mit einem Taxi zum Outdoorausstatter REI, um fehlendes wie Gaskartuschen, Eissäge, Markierungsstangen und Expeditionsnahrung zu kaufen. Direkt gegenüber ist ein Phoneshop, wo wir ein vorbestelltes Satelittentelefon abholen. Auf dem Rückweg besuchen wir den Supermarkt „Fred Meyer“ und kaufen noch Wurst, Brot, Käse und Süßigkeiten ein. Zurück im Quartier, setzen wir uns auf die Terrasse und verspeisen das noch warme, vom Einkaufsmarkt mitgebrachte, Brathähnchen mit Brot und Bierchen.

Tag 3:     Anchorage – Talkeetna

Gegen 5.00 Uhr werden wir noch einmal von unserem Gastgeber Bert mit einem fantastischem Frühstück verwöhnt und pünktlich um 6.00 Uhr geht es dann endlich los. Abfahrt mit dem Taxi in Richtung Alaska Range, nach zweistündiger Fahrt erreichen wir Talkeetna, ein kleines Trapperdorf in der Tundra Alaskas. Von hier starten alle Expeditionen unter anderem auch zum Mt. McKinley.
Wir beziehen Quartier in den kleinen Talkeetna-Hostel. Zu unserem bedauern gibt es einen neuen Pächter, welcher es mit Ordnung und Sauberkeit nicht so genau nimmt (um es deutlich zu sagen es war dreckig). Auf einem Spaziergang statten wir dem Friedhof einen Besuch ab. An der Gedenktafel für  verunglückte Bergsteiger, wo wir auch den Namen unseres Bergfreundes Steffen finden, legen wir einige Gedenkminuten ein. Danach geht es zu K2-Avation, von dem die kleinmotorigen Flugzeuge zum Denali starten. Hier lassen wir uns unsere bereits vorbestellten Flüge für den nächsten Tag bestätigen. Mit einem Kleinbus fahren wir zum Hostel, holen unsere Expeditionsausrüstung, um sie im Anschluss im Hangar zu sortieren. Zum Schluss wird alles gewogen, wir auch (das Gesamtgewicht meiner Ausrüstung liegt bei 46 kg). Eine ausgewogene Flugzeugladung ist Grundvoraussetzung um ordentlich auf dem Gletscher landen zu können. Für morgen ist gutes Wetter vorausgesagt, sodass unser geplanter Flug stattfinden kann. Am frühen Nachmittag gehen wir gemeinsam zu unseren Termin bei der Nationalparkverwaltung (Rangerstation), welchen wir  per E-Mail im Vorfeld erhalten haben. Die Ranger machen ihren Job sehr gewissenhaft. Angefangen von allgemeinen Verhaltensweisen bis hin zum Umgang mit dieser ominösen grünen Tonne (Shit-Pack), welche auf unserer Expedition zum ständigen Begleiter wird. Hingewiesen wird auf die Gefahren, die besonders am Denali allgegenwärtig sind. Durch zum Teil schockierende Bilder wird der Ernsthaftigkeit der Situation in dieser arktischen Gebirgsregion Nachdruck verliehen. Nach der 90-minütigen Einweisung bleiben keine Fragen offen. Zum Abendessen kehren wir im Gasthaus „West-Rip“ ein.

 

Tag 4:    Talkeetna – Kahiltna-Gletscher – Camp 1
​Heute ist  6.30 Uhr aufstehen angesagt. Nach einem deftigen amerikanischen Frühstück im Roadhouse begeben wir uns wieder zu K2. Wir ziehen unsere Expeditionsausrüstung an (warme Kleidung, Hartschalenschuhe) und deponieren unsere Wertsachen in einem Safe. Ich steige noch einmal auf die Waage, 190 amerikanische Pfund, wahrscheinlich ist die Waage defekt. Letzte Vorbereitungen, mit Sonnenschutz (50+) eincremen, Sonnenbrille aufsetzen und schon geht es zum Flugzeug.  11.15 Uhr starten wir. Anfangs fliegen wir über die Tundra, doch bald schon sehen wir die ersten schneebedeckten Gipfel. Der Pilot manövriert das Flugzeug zum Greifen nah an den Berggipfeln vorbei. Bei guter Sicht machen wir noch einen Rundflug bis zum Motorcycle Hill, wir fliegen über den gewaltigen Kahiltna-Gletscher und der Landeanflug auf demselben ist ein Erlebnis der besonderen Art. Dann muss alles schnell gehen, Flugzeug entladen, andere warten bereits auf den Rückflug. Auf dem Gletscher ist Top Bergwetter. Tiefer Schnee, Sonne und eine traumhafte Kulisse. Wir melden uns bei der Chefin des Basislagers „Lisa“, holen uns jeder eine Pulka, beginnen sie zu packen und bereiten uns für unsere erste Tagesetappe vor. Nach 2 Stunden geht es los. Da wir von Beginn an in Seilschaft und mit Schneeschuhen gehen, tut sich der ein oder andere noch etwas schwer einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden. Wichtig ist, langsam gehen und Kraft sparen, die Pulka und die Rucksäcke bremsen uns schon ein. Es ist ein Unterschied, ob man nur mit einem Tagesrucksack geht oder mit ca. 45 Kilogramm auf den Rücken und im Schlepp sich vorwärts kämpft. Nach einer Gehzeit von 5 Stunden erreichen wir 18.20 Uhr das Camp 1 auf 2500 m. Noch scheint die Sonne, jedoch bläst der Wind ziemlich böig. Jetzt heißt es die beiden Zelte aufbauen, Schnee schmelzen, Tee kochen und unser Trekking-Essen (Nudelsuppe) zubereiten. Wie die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergriesen verschwinden, sacken auch die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Auch wenn es nicht dunkel werden will, so kommt doch die Müdigkeit und wir krauchen 22.00 Uhr in unsere Schlafsäcke.

Tag 5:    Camp 1 – Camp 2 (auf 2800 m)

6.00 Uhr wache ich auf, habe gut geschlafen. Erst als die ersten Sonnenstrahlen gegen 8.30 Uhr unser Zelt erwärmen, schälen sich Bernd und ich aus unseren Schlafsäcken. Beim Blick aus dem Zelt zeigt sich ein strahlend blauer Himmel, das Thermometer zeigt -10°C, ich gehe ans Schnee schmelzen für Tee und zum Frühstück gibt es Rührei mit Schinken. Nach dem Packen und Zelt abbauen starten wir um 11.30 Uhr  unsere nächste Etappe. Leider wird Anfangs unser Laufrhythmus stark eingebremst. Roland muss zum wiederholten Mal seine Schneeschuhe nachstellen. Bernd hat seine gar nicht mehr angelegt, sinkt dafür öfter Knietief im Schnee ein. Vor uns liegt der Ski-Hill, wer anfangs noch gefroren hat, kommt jetzt ins Schwitzen. Der nicht enden wollende Hang ist kraftraubend und anstrengend. Der trockene Schnee will die Pulkas einfach nicht rutschen lassen. Jeder hat seine Last zu schleppen und zu ziehen, der Eine mehr, der Andere weniger, was man der Meinung war mitnehmen zu müssen. Von Zeit zu Zeit bleiben wir stehen, machen Schnappschüsse und Videos. Das heutige Tagesziel erreichen wir ca. 14.30 Uhr und haben Glück, können vorhandene Schneeburgen nutzen, welche vorausgegangene Expeditionen schon errichtet hatten. Es folgt das übliche Prozedere, Zelt aufbauen und Schnee schmelzen, Bernd versucht sich heute mit seinem neuen Gaskocher. Da er nach 2 Stunden erst 2 Liter Wasser fertig hat, bleibt die Küche kalt und es gibt zum Abendessen Brot, Wurst und Käse. Bernd hatte wohl beim Kauf seiner Ausrüstung keine gute Beratung gehabt: „Was hat er sich da für viel Geld andrehen lassen? Schneeschuhe, für diese Verhältnisse nicht zu gebrauchen, Gaskocher, völlig ungeeignet.“
Schnell wird es kalt, sehr kalt und es beginnt mit starkem Schneefall. Zeitig schlüpfen wir in unsere warmen Schlafsäcke den ich die ganze Nacht nicht verlasse. In der Nacht kommt Sturm auf, am frühen Morgen ist unser Zelt einen halben Meter  zugeschneit bzw. zugeweht.

Tag 6:    Camp 2 – Camp 3 (auf 3300 m)

Wieder gut geschlafen werde ich um 8.00 Uhr wach, eine Stunde später krauche ich aus meinem Schlafsack. Im Zelt sind -5°C und der gefrorene Tau rieselt mir ins Gesicht. Heute früh ist Bernd dran mit kochen, das Ergebnis; die Küche bleibt kalt, auch kein heißes Wasser für Tee. Also langsam alles zusammenpacken und 11.00 Uhr beginnen wir unsere Tagesetappe zum Lager 3.  Das Wetter ist wieder besser geworden, Sonne, wenig Wind und Temperaturen um -5° C. Auch dieses Teilstück soll eine üble Schinderei werden. Hier wird jedes Gramm, welches man zuviel schleppt, bestraft. Aber die arktische Bergwelt um uns herum ist einfach nur grandios und belohnt uns für die Strapazen. Da mein Trinkschlauch nichts Heißes zugegossen bekam ist er dann auch eingefroren. Von Roland habe ich mir ein Becher Tee ausgebettelt. Auf der Hälfte der Strecke einigen wir uns, dass ich vorgehen soll um geeignete Zeltplätze zu sichern. Gegen 15.30 Uhr erreiche ich das Camp 3, Roland und Bernd kommen um 17.00 Uhr an. Es geht wieder ans Zelt aufbauen, Schnee schmelzen, Wasser kochen für Tee und Essen (heute gibt es Waldpilze mit Nudeln). Bernd redet ständig vom Aufhören und das er zurückgehen möchte. Ich bin der Meinung, dass er nicht fit ist für diesen Berg. Noch einmal raus zur Notdurft verrichten und ab in den warmen Schlafsack.

Tag 7:    Camp 3 (auf 3300 m)

Starker Wind zerrt und rüttelt am Zelt so dass wir 8.00 Uhr aufstehen. Auf dem Plan für heute steht ein Materialtransport. Nach dem Frühstück beginne ich meinen Rucksack zu packen. Bernd ist eher ein Totalausfall, er sitzt in seiner Ecke und bemitleidet sich, er möchte nur noch weg vom Berg. Wegen des starken Windes haben wir unsere Abmarschzeit bereits zweimal verschoben. Wettermäßig ist der Tag gelaufen, zwar lässt sich auch mal die Sonne sehen, aber immer wieder auftretende Sturmböen lassen nur eine Entscheidung zu, heute nicht mehr los zugehen. So nutzen wir die restliche Zeit um uns zu akklimatisieren. Später kommt Roland zu uns ins Zelt, wir reden in Ruhe mit Bernd über unsere Vorgehensweise in den nächsten Tagen. Viel ruhen, essen und trinken wird in uns neue Kräfte wecken. Beizeiten liegen wir in unseren Schlafsäcken.

Tag 9:     Camp 3 – Camp 4   Medical Camp auf 4300 m

Dank meiner neu erworbenen „Pinkelflasche“ muss ich nachts nicht mehr raus. Irgendwie gewöhnt man sich an die Kälte oder auch nicht. Es war noch kälter als die vorige Nacht. Alles war erstarrt, selbst die Gaskocher fingen an zu streiken. Was soll man denn noch alles mit in den Schlafsack nehmen? Da purzelt schon genug darin rum, Akkus samt Fotoapparat, Innenschuhe, Socken, Handschuhe und teilweise Nahrung. Wir schaffen es trotzdem uns eine warme Mahlzeit aus Nudelsuppe und Tee zu bereiten. Anschließend mache ich meine Runde zu dem Zelt von Roland und erkundige mich über das Wohlbefinden, allen geht es gut. 11.00 Uhr sind alle Startklar. Da wir bereits am vorherigen Tag schon einen Teil unserer Ausrüstung nach oben gebracht haben, dachten wir, das es nicht so schlimm werden würde, aber weit gefehlt. Zum einen hatten wir immer noch genug Last auf den Rücken und mit den Pulkas im Schlepp ist es eine Wahnsinns Plagerei. Auch gehen mehrere Seilschaften vor uns, Ãœberholen bedeutet einen hohen Kraftaufwand und unnötiges Risiko. Meine beiden Mitstreiter tun sich wieder schwer. Bernd hat mit sich zu tun und bei Roland treten erneut Probleme mit seinen Steigeisen auf. Kurz vor dem Erreichen unseres Depots müssen wir eine Blankeispassage queren, welche gestern noch „einfach“ zu gehen war. Bei Windy Corner angekommen, graben wir unser Depot frei und verstauen das restliche Gepäck auf die Pulkas. Auch der zweite Teil unserer Tagesetappe wird es noch in sich haben. Wenn auch nicht mehr ganz so steil wie anfangs, ist das Gelände schwer zu laufen. Zum einen fällt das Gelände mal nach links, mal nach rechts ab. Aber auch die häufiger auftretenden, offenen Spalten erfordern vollste Aufmerksamkeit. Die Schinderei wollte kein Ende nehmen und zog sich. Gegen 19.00 Uhr ist es dann geschafft und das Medical Camp erreicht. Erst jetzt habe ich ein Auge für die gigantische Kulisse und Lage des Camps, man kann sagen „einer der schönsten Zeltplätze der Erde“, wenn auch ein wenig „frisch“.  Nach einigen Suchen werden wir fündig und beziehen zwei einigermaßen Intakte Zeltplätze. Die Schneemauern stabilisieren und etwas höher bauen als Windschutz. Etwas hat sich spürbar verändert, die Sonne verschwindet 20.30 Uhr  hinter dem Kamm der West Buttress und somit wird es früher bitter bitter kalt. Das Thermometer geht von 0°C binnen weniger Minuten auf minus 20°C.  Am Ende sind alle ziemlich platt und fallen in ihre Schlafsäcke. Für morgen steht ein Ruhetag auf den Plan, so dass wir länger schlafen können.

Tag 8:    Camp 3 – Windy Corner (Akklimatisierungs- bzw. Transportetappe)

War das wieder eine stürmische Nacht, soweit man das hier noch als Nacht bezeichnen kann. Es wird nicht dunkel, wir sind ziemlich nah am Polarkreis und da stehen die Sonnennächte an. Der Schlafsack hat im oberen Teil eine Eisschicht durch die Atemluft. Ich bewege mich, berühre die Zeltwand und bekomme eine Dusche aus feinen Eiskristallen ab. Alles im Zelt ist gefroren, angefangen von Brot, Wurst und Käse. Aus Erfahrung der letzten Tage bleiben wir bis ca. 9.00 Uhr in unseren Schlafsäcken und warten bis die Sonne die Zelte erwärmt. Dann werden wir aktiv und bereiten ein dürftiges Frühstück zu, bestehend aus Brühe und Tee. Inzwischen hat der Sturm nachgelassen und ein Blick aus dem Zelt verspricht ein schöner Tag zu werden. Der für heute geplante Materialtransport kann pünktlich 11.00 Uhr starten. Zu unser aller Freude hat Bernd für sich entschieden vorerst weiter mit zu kommen. Gut für uns ist es, dass mehrere Expeditionen heute nach oben gehen, so ist bereits gespurt. Ziel ist es, über den „Motorcycle Hill“ bis Windy Corner (ca. 4200 m) aufzusteigen, ein Depot einzurichten und wieder zurück nach Lager 3 abzusteigen. Ich gehe wie bisher immer als erster in unserer Seilschaft, zügig kommen alle voran.  Dieses Teilstück ist nicht zu unterschätzen, zum Einem wird das Gelände immer steiler, aber auch vereister, seitlich abfallend und so muss man immer gegen den Hang arbeiten. Zum Glück machte Windy Corner heute seinen Namen keine Ehre, es blieb eher ruhig und stabil. Wir graben ein Loch in dem wir dann Teile unserer Ausrüstung deponieren und markieren es mit Stangen und Fähnchen, damit wir es später wieder finden. Nach einer kurzen Rast gehen wir in das Lager 3 zurück, welches wir 17.30 Uhr erreichen. Ohne Lasten auf den Rücken, war die ganze Sache auch recht entspannt und locker. Ich koche mir 2 Becher Kaffee und genieße dazu einige Schokoladestückchen. Zum Abendessen gibt es Spaghetti mit Tomatensoße und als Dessert Studentenfutter. Was für ein schöner Abschluss eines anstrengenden Tages. Am Abend messen wir mit einem Oxymeter unsere Werte: (meine Sauerstoffsättigung 93%, Puls 79). Auch Bernd und Roland haben gute Messergebnisse. In einem gemeinsamen Gespräch einigen wir uns morgen, bei hoffentlich gutem Wetter, nach Lager 4 umzusetzen. Nach dem abendlichen Kocheinsatz geht es schon um 20.00 Uhr in den Schlafsack.

Tag 10:     Medical Camp  (Ruhetag)

Zwar werde ich immer mal munter, jedoch hält mich mein Schlafsack fest. Erst als die Sonne auf die Zelte scheint, wird aus unserem Eispalast kurzzeitig eine Tropfsteinhöhle. Um 9.30 Uhr entschließen wir uns aufzurappeln. Ein Blick aus dem Zelt zeigt uns das auch heute das Wetter traumhaft schön wird. Es ist windstill und die Temperaturen liegen bei -5°C, das heißt warm für hier oben. Vor dem Zelt richte ich eine Kochstelle ein und ab 11.00 Uhr nehmen wir unsere Mahlzeit als Brunch ein, so langsam erwachen die Lebensgeister wieder. Wir genießen die kaum zu beschreibenden Ausblicke auf die Bergwelt der Alaska Range mit Mt. Moose Toot, Mt. Hunter, Mt. Foraker, West Buttress, Upper West Rio und, und, und.
Später gehen wir gemütlich zu den Rangern, auf einer Tafel steht die Wettervorhersage für die nächsten Tage. Für Morgen und Ãœbermorgen soll das Wetter einigermaßen stabil bleiben, soweit man das am Denali sagen kann. Bei mäßigen Wind und ca. 25° unter Null, danach unbeständig kälter mit Sturmböen, und Schneeschauern. Am Nachmittag setzt leichter Schneefall ein, der Wind frischt auf. In unsere Zelte zurückgezogen beginnen wir, die Ausrüstung für den Gipfelangriff zusammen zustellen. Nach dem Motto soviel wie nötig, so wenig wie möglich, am Ende wiegt mein Rucksack ca. 26 kg. Wir füllen die Thermosflaschen und trinken noch reichlich. Der Flüssigkeitsbedarf in dieser Höhe ist wesentlich größer (ca. pro 1000 Hm etwa 1 Liter).   Das Wetter verschlechtert sich.

Tag 12:    High Camp – Mt. McKinley und zurück  (Gipfeltag)

Wie immer war die Nacht sehr kalt und wir haben unruhig geschlafen. Erst als die Sonnenstrahlen unser Zelt erwärmen krauchen wir aus den Schlafsäcken. Es gibt noch eine heiße Fleischbrühe und die Trinkflaschen werden aufgefüllt. 10.30 Uhr sind wir Abmarschbereit und beginnen als erste Gruppe mit dem Aufstieg. Die Temperaturen liegen bei -25°C und es bläst ein leichter Wind. Am Anfang laufen wir 30 Minuten ohne an Höhe zu gewinnen zum Fuß des Berges, von jetzt an geht es steil nach oben über den Denali-Pass. Im Vorstieg sichere ich uns an den vorhandenen Fixpunkten. Erst vor zwei Wochen ist hier wieder eine amerikanische Bergsteigerin (ohne Sicherung) tödlich verunglückt. Immer wieder schaue ich mich um und sehe, dass noch weitere kleine Gruppen mit insgesamt 15 Bergsteigern losgelaufen sind. Nach gut zwei Stunden gehen wir aus dem ersten Steilstück und machen eine kleine Rast. Der Wind frischt auf, an ausgesetzten Stellen erreicht er Sturmstärke und wirbelt den teilweise lockeren Schnee auf. Wir kämpfen uns weiter nach oben, jeder Schritt wird zur Qual und taxiert Körper und Geist. In der dünnen Luft nehmen wir für jeden Schritt zwei Atemzüge und schleppen uns vorwärts immer höher unserem Ziel entgegen. Den letzten Abschnitt, über einen Grat, müssen wir besonders aufpassen, ein unbedachter Schritt und wir würden 3000 m hinunter stürzen. Endlich, nach 8 Stunden Aufstieg, stehen wir auf dem Gipfel des Mount McKinley, dem höchsten Gipfel Nordamerikas. Die Euphorie, diesen Berg bezwungen zu haben, überwältigt mich. Wir liegen uns in den Armen und beglückwünschen uns. Die Anstrengung, die Mühe und schweren Beine sind zweitrangig, als wir die unglaubliche Weite und Einsamkeit überblicken.
Bei aller Freude wagen wir nicht zu träumen. Ein Blick gen Himmel zeigt uns das, dass das Wetter nicht besser, eher schlechter wird. Es gibt noch einen langen Weg zurück und so beginnen wir nach 20 Minuten mit dem Abstieg.  Mit einigem Abstand erreichen auch die anderen Expeditionen den Gipfel.  Im Bewusstsein, das die meisten Unfälle im Abstieg passieren, laufen wir zügig und doch vorsichtig zurück. Plötzlich schlägt das Wetter um, gerade haben wir noch unser Camp sehen können, stehen wir jetzt mitten im Withe Out. Ausgerechnet beim Abstieg über den Denali-Pass verlieren wir die Orientierung.  Die Sturmböen lassen die Spur in wenigen Augenblicken verwehen, Meter für Meter tasten wir uns an den Fixpunkten gesichert, weiter nach unten. Es ist die letzte Sicherung an der Roland zum Sturz kommt und einige Meter den steilen Schneehang hinunter rutscht, dass Seil strafft sich und durch den Ruck komme auch ich zu Fall. Unglücklicher Weise hat es mir bei diesem Sturz meine Gletscherbrille vom Kopf gerissen, ich konnte ihr nur noch hinterher schauen. Wir rappeln uns auf und wissen, dass wir jetzt noch mehr aufpassen müssen. Die Sicht ist gleich Null, bis zum Camp sind es ca. noch 200 Höhenmeter und im Steilgelände sollten wir uns auch nicht zu lange aufhalten. Da wir absolut keine Spur mehr sehen, nehmen wir den kürzesten, jedoch auch steilsten Weg nach unten. Besonders in diesem Bereich achten wir darauf, dass unser Seil immer straff bleibt, sollte doch einer in eine Spalte treten ist die Chance größer ihn halten zu können. Das Gelände wird flacher, wir müssen bald da sein. Nur wenige Meter vor dem Camp können wir die leuchtenden Farben unserer Zelte erkennen, es ist geschafft.  Der Kraftraubende 4-stündige Abstieg hat physisch und psysisch alles von uns abverlangt. Wir trinken noch etwas und wollen nur noch in die Schlafsäcke. Unsere Gedanken sind noch bei all den Bergsteigern, welche nach uns aufgestiegen sind, hoffentlich kommen auch sie gesund zurück.
Dann schlafe ich tief und fest ein.

Tag 11:     von Lager 4 über den Headwall, die West Buttress zum High Camp auf 5.300m

​​Was für eine Nacht!  Gegen 5.00 Uhr legt sich der Sturm, die Temperaturen im Zelt fielen auf -20°C. Heute früh geht erstmal gar nichts!  Die Gaskocher streiken, so reicht es nur für Tee und eine Tasse Brühe. Ohne Handschuhe kann man nichts anfassen (Gefahr von Erfrierungen). Mit unseren  Vorbereitungen sind wir fertig. 11.30 Uhr ist es soweit, das Zelt ist abgebaut und verstaut. Nur ein kleines Zelt bleibt als Notzelt stehen, hier lagern wir das überschüssige Gepäck. In der Seilschaft gehe ich voraus, Bernd als zweiter und Roland bildet die Nachhut. Nach der ersten Pause, noch vor erreichen des Headwall, bricht Bernd die Tour ab, was zur Folge hat, die Ausrüstung neu zu sortieren und aufzuteilen. Bernd steigt allein wieder ab, für einen solchen Fall haben wir das Reservezelt zurück gelassen. Nach ca. 600 Höhenmetern sichern Roland und ich, uns über einen Eisbruch in das angebrachte Fixseil und steigen in der Sicherung 250 Meter in einer bis 50° steilen Eispassage, nach oben. Der Abstand zwischen zwei Bergsteigern sollte 15-20 Meter sein, jedoch nie mehr als zwei Leute in einer Fixseillänge (Sicherheit). Am Ende des Fixseils, noch vor dem Ausklinken, bleibe ich stehen. Für einen Moment kommen in mir Erinnerungen hoch, an die Geschehnisse vor 2 Jahren mit meinem Bergfreund Steffen, genau an dieser Stelle ist er durch eine Verkettung unglücklicher Umstände abgestürzt. Nach dieser Tragödie haben wir damals unsere Expedition abgebrochen.
Die Route über den Westpfeiler, die wir wählten, ist die populärste und technisch einfachste und wird von den meisten Bergsteigern bevorzugt. Aber auch auf diesem Weg stellt die Besteigung eine anspruchsvolle Tour dar. Der Gipfelanwärter hat sich mit arktischen Bedingungen, unberechenbarem Wetter und Schneeverhältnissen, Spalten und Lawinen auseinander zu setzen.
Nach 8 Stunden erreichen wir erschöpft das High Camp. Jetzt noch Zelt aufbauen, essen und trinken, um 23.00 Uhr liegen wir in unseren Schlafsäcken. Wir besprechen noch einige Dinge, wie Aufstiegsroute, Orientierungspunkte, Sicherungen und was genau wir mitnehmen. Vor dem Einschlafen sage ich zu Roland, wir sollten uns Morgen den Gipfel holen, ein zweites Mal möchte ich mich hier nicht hoch quälen. Er stimmt mir zu.
Wir lauschen noch wie der Wind um unser Zelt fegt und schlafen irgendwann ein.

Tag 13:    Abstieg vom High Camp zum Medical Camp

Letzte Nacht habe ich gut geschlafen, am späten Vormittag wachen wir auf. Von dem Sturm habe ich nichts mitbekommen. Ein Blick aus dem Zelt zeigt uns, dass es die ganze Nacht weiter geschneit hat. Eine heiße Nudelsuppe und einige Tassen Tee lassen die Lebensgeister in uns wieder erwachen. Das Wetter hat sich beruhigt, wir entschließen uns heute abzusteigen. Dazu müssen wir erst einmal unsere Behausung wieder in Ordnung bringen, Roland hat bei seinem Sturz die Daunenhose mit den Steigeisen aufgerissen, und jetzt sieht es im Zelt aus wie in einen Hühnerstall. Ohne große Eile packen wir alles zusammen. 14.30 Uhr stehen wir, mit unseren schweren Rucksäcken geschultert, bereit zum Abmarsch. Frische Spuren im Neuschnee zeigen uns, wir sind nicht die ersten welche heute absteigen. Auf halben Weg, es ist die Unglücksstelle von Steffen, legen wir eine längere Pause ein. Zum Gedenken an meinen Bergfreund schreibe ich seinen Namen in den Schnee und halte noch ein Gebet. Ein schwerer Abstieg steht uns noch bevor. Zusätzlich mit dem Fixseil gesichert steigen wir durch die Eisflanke, später über  den steilen Schneehang nach unten. Wir schleppen uns weiter. Mit schmerzenden Beinen und Schultern, der 25 kg schwere Rucksack tut sein übriges, erreichen wir 18.30 Uhr das Medical Camp. Bernd liegt bereits im Zelt, heute hat er nicht mehr mit unserer Rückkehr gerechnet. Er gratuliert uns zu unseren Erfolg und freut sich besonders, dass wir gesund und wohlauf zurück sind. Dankbar nehmen wir sein Angebot entgegen, heißen Tee den er für sich gekocht hat.
In den letzten Tagen sind neue Expeditionen nach oben gekommen und haben das Camp sichtlich gefüllt, wir müssen uns einen neuen Platz für unser Zelt suchen. Direkt neben einer Gruppe russischer Bergsteiger bauen wir es auf. Einer von Ihnen ist Igor, er spricht gut deutsch, wir unterhalten uns noch eine Zeitlang. Von ihm bekomme ich eine Schüssel warme Suppe. Im Gegenzug gebe ich ihm die überschüssige Nahrung, welche wir Aufgrund unserer wenigen Tage am Berg, nicht mehr benötigen. Was sich im Nachhinein als falsch erweisen soll. Eine Tour ist erst zu Ende wenn wir wieder in der Zivilisation sind, sprich etwas kaufen können.
Bereits 21.00 Uhr liege ich im Schlafsack und will nur noch schlafen.

Tag 14:    Abstieg vom Medical Camp

Erst um 8.30 Uhr werde ich munter. Für die nächsten Tage ist schlechteres Wetter vorher gesagt, mit Schnee und Sturm. Um nicht hier festzusitzen beschließen wir heute weiter abzusteigen. Zum Frühstück bereiten wir eine Nudelsuppe und trinken Tee, auch für unterwegs macht jeder 2 Liter fertig. Dann geht es daran, das Lager abzubauen und die Pulkas zu packen. Der Abstieg mit Pulkas ist ein Kapitel für sich, alles muss ordentlich verteilt werden und richtig verschnürt, noch die richtige Länge der Zugschnüre finden und am Rucksack befestigen. Weiter muss aus Reepschnur mit Knoten eine Art Bremse gefertigt werden, welche an steilen Hängen unter den Schlitten gelegt wird. Es wird 13.30 Uhr ehe wir los kommen, schon die ersten Meter zeigen uns, dass es heute schwer werden wird. Die Pulkas rutschen seitlich Hangabwärts und überschlagen sich teilweise, es ist ein ständiger Kampf. Langsam kommen wir nur vorwärts und ab Windy Corner kommt es ganz dick. Der Wind frischt auf und erreicht Sturmstärke, der aufgewirbelte Schnee peitscht in unsere Gesichter. Die Pulkas ziehen mit aller Wucht nach unten, nur mit großer Mühe können wir uns auf den Beinen halten. Wir kommen  an die gefährlichste und kniffligste Passage des Tages. Der Hang läuft rechts weg und ist zum Teil hart vereist. Die Bremsseile an den Pulkas bringen auch nicht viel. Diese schlitterten dann auf gleicher Höhe unter uns im Hang mit oder überschlagen sich. Hier muss jeder Schritt mit dem Steigeisen genau gesetzt werden und gleichzeitig richtig gegen den Zug des Schlittens gearbeitet werden. Ein falscher Schritt und man kann einige hundert Meter nach unten stürzen. Endlich, das Lager 3 kommt in Sicht und das schlimmste Stück war hinter uns. Die Pulkas überschlagen sich noch einige Male, aber das kannten wir ja schon und nehmen es fast schon gelassen hin. Im Camp 3 angekommen, suchen wir unser angelegtes Depot und graben es aus. Das Gepäck wird verteilt und weiter geht es. Das Wetter bleibt sehr wechselhaft, Schneefall, Nebel, Sonne und Wind, alles ist dabei. Wir sind unterhalb der Wolken oder in diesen, die Sicht liegt teilweise unter 30 Meter. Die Mischung aus Schneestaub, Nebel und diffusen Sonnenlicht zauberte eine ganz eigenartige gespenstige Stimmung in die arktische Landschaft. Die Sicht durch die Gletscherbrille verstärkt dies noch mehr. Immer wieder halten wir an um Fotos zu machen. Das Gelände oder der Weg wird jetzt flacher, wir müssen weiter auf Gletscherspalten achten. Die Pulkas laufen nun auch ordentlich in der Spur. Eine einbrechende Nacht haben wir nicht zu befürchten. Je tiefer wir kommen, umso klarer wird die Sicht. Die Berge sind gewaltig und beeindruckend schön. Langsam nähern wir uns Lager 1, hier werden wir unsere Zelte noch einmal aufschlagen. Wir bauen schnell die Zelte auf, Isomatte  und Schlafsack rein und schlafen.

Tag 15:    Abstieg vom Camp 1  zum Basislager

Zeitig stehen wir auf, ein Blick aus dem Zelt, es hat wieder geschneit und die Sicht ist noch schlechter geworden. Wir packen alles zusammen und laufen los. Bereits wenige Meter nach dem letzten Zelten bleiben wir stehen. Weder eine Spur noch die alle 20 m stehenden Markierungsstangen sind zu sehen. Wir haben keine Orientierung mehr, ich drehe mich um und zeichne einen Richtungspfeil zum Lager in den Schnee. Kurze Zeit später ist kein Zelt mehr zu sehen. Nach einer Stunde höre ich Stimmen, oder sind es bereits Halluzinationen. Plötzlich, aus dem Nebel taucht eine Gruppe von Bergsteigern auf, vorneweg ein Ranger, sie kommen vom Base Camp. Ihrer Spur folgend laufen wir  weiter. Auf den nächsten 11 km begegnen uns drei weitere Gruppen, so dass die Spur trotz Schneetreibens sichtbar bleibt, zum Schluss den Hartbreak-Hill 150 Höhenmeter. Es heißt noch mal richtig beißen, die Steigung will kein Ende nehmen. Nach unserer Ankunft um 13.00 Uhr melden wir uns bei der Campmanagerin Lisa und erhalten einen großen Becher Eislimonade. Zu unserem Entsetzen erfahren wir, dass die nächsten 4-5 Tage Dauerschneefall angesagt ist. Nichts geht mehr, kein Flugzeug kann starten oder landen. Das heißt wir sitzen fest. Jetzt bedauern wir, unser Essen bereits im Medical-Camp weg gegeben zu haben, was für ein Fehler. Aus der Ruhe bringen lasse ich mich noch lange nicht, wir müssen es eh nehmen wie es kommt. Ich koche mir eine Tasse Kaffee und dazu eine Tafel Schokolade. Wir haben jetzt Zeit ohne Ende und beginnen unsere Ausrüstung zu sortieren.

Tag 16 - 19:    Basislager (Dauerschneefall)

Die nächsten Tage verlaufen immer gleich. Schlafen, aufstehen, zum x-ten mal das Zelt vom Schnee befreien, ein dürftiges Frühstück zubereiten (Nudelsuppe), dann ausruhen, am Nachmittag etwas essen, wieder ausruhen, Abends, endlich schlafen. In der Nacht fallen teilweise bis zu 50 cm Neuschnee, also müssen wir immer wieder Schnee vom Zelt räumen. So langsam gehen unsere Essenvorräte zur neige, es gibt nur noch eine Suppe und eine Hauptmahlzeit am Tag.  Täglich kommen Bergsteiger von oben, leider mussten die meisten wegen des schlechten Wetters abbrechen.

Tag 20:    Kahiltna Gletscher (BC) - Talkeetna

Zu unser aller Freude hat der Schneefall nachgelassen und vereinzelt blinzelt  die Sonne durch die immer noch dicke Wolkendecke. Auch wenn wegen des schlechten Wetters in Talkeetna bisher noch keine Flugzeuge starten können, so sind wir doch optimistisch, heute noch von hier weg zu kommen. Das gesamte Basislager ist in Bewegung, Ausrüstung packen, Zelte zurück bauen und bereithalten. Die Schneeschuhe werden noch mal untergeschnallt und die Landepiste fest getreten damit überhaupt Flugzeuge landen können. Ãœber Funk kommt die Mitteilung, dass die ersten Maschinen gestartet sind. Großer Jubel bricht aus wie das erste Air Taxi sicher gelandet ist. Jetzt geht alles zügig, entladen und neu beladen. Pro Maschine werden zwischen 5 und 8 Leuten samt Gepäck ausgeflogen. Unsere K2 Staffel erreicht 13.00 Uhr den Gletscher, eine halbe Stunde später sind wir bereits wieder in der Luft. Nach einem kurzweiligen Flug landen wir in Talkeetna. Im Hangar warten etwa noch 25 Bergsteiger welche zum Gletscher geflogen werden wollen. Dank der Erfahrung unseres letzten Aufenthaltes geht nun alles schnell von statten. Wir melden uns bei K2 ab, erhalten unsere Wertgegenstände sowie die zurück gelassenen Sachen. Mit einem Kleintransporter fahren wir zu unserer Unterkunft in Talkeetna. Das alle Betten noch belegt sind, und wir nicht Wissen wo wir die nächste Nacht schlafen sollen, tut unserer guten Stimmung keinen Abbruch. Die Annehmlichkeiten einer richtigen Toilette und einer warmen Dusche genießen wir in vollen Zügen. Unsere Glückseligkeit ist perfekt, als wir den Abend bei Bier und Burger ausklingen lassen.

Tag 21:    Talkeetna

Zurück im Hostel setzen wir uns noch einige Zeit in den Aufenthaltsraum, bevor 6.00 Uhr eine Gruppe von 8 polnischen Bergsteigern sich fertig macht. Sie wollen heute zum Basislager fliegen und ihre Tour beginnen. Nach einem deftigen Frühstück im Roadhouse, ziehen wir den ganzen Tag durch den kleinen Ort. Hier herrscht echtes Alaska – Flair, wie man sich das aus der Goldgräberzeit vorstellt. Etwa 400 Menschen leben hier am Susitna – Fluss. In jeden der Häuser ist entweder ein Gift-Shop (Souvenir), eine Kneipe oder ein Ausflugsbüro untergebracht. Am Nachmittag statten wir den Rangern noch einen Besuch ab. Wir melden uns zurück und geben unsere Tonne wieder zurück. Für statistische Zwecke sollen wir noch einige Fragen beantworten. Ein Blick auf die Tafel zeigt uns, dass von allen die bisher vom Berg wieder zurück sind, nur 19 Prozent am Gipfel standen. Den Abend beschließen wir bei Pizza und Bier in einer der reichlich vorhandenen Kneipen.

Tag 21:    Talkeetna - Anchorage - Deutschland

Nach zahlreichen Telefonaten habe ich es geschafft, meinen Rückflug nach Deutschland auf heute umzubuchen. Für Mittag habe ich ein Taxi bestellt und fahre direkt zum Flughafen nach Anchorage (200 km für 160 $). Die Reise endet wie sie begonnen hat, reibungslos und ohne Stress.

Sagen möchte ich: dass diese Expedition, mit dem Gipfelerfolg als Krönung, rundum ein gelungene Tour war, zu dem alle, bei der Organisation bzw. Ausführung, ihren Beitrag geleistet haben.
Besonders glücklich bin ich, das wir gesund vom Berg zurück sind. Dieser Erfolg gibt mir neue Kraft. Ich bin bereit für neue Herausforderungen.

Ein großer Dank geht an meine ganze Familie, besonders aber an meine liebe Ehefrau, die mir immer ihre Unterstützung geben.


Berg heil,

Dieter Böhme

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