Everest Base Camp / Island Peak: vom 03.10. – 27.10.2006
Bei Gesprächen mit Bergfreunden früherer Trekkingtouren sind wir zu dem Entschluss gekommen,
gemeinsam eine Himalaja-Tour zu unternehmen.
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Anreise Frankfurt – Kathmandu
Nach einem schönem Wochenende bei unserem Sohn René in Reinheim und dem Frühstück sind wir zum Flughafen Frankfurt/Rhein-Main gefahren, ich habe mich von Petra und Gerlinde verabschiedet und bin mit meinen Rucksäcken losgelaufen zur Abfertigungshalle im Terminal. Dort haben schon Bernd B. und Bernd V. in der Warteschlange gestanden und nach mir Ausschau gehalten. Die Freude war bei allen groß, obwohl wir uns doch erst vor 5 Wochen in Mecklenburg-Vorpommern getroffen haben.
Beim Einchecken war alles in Ordnung, musste auch kein Übergebäck bezahlen für meine etwas über 30 kg Gepäck. Zwischenzeitlich ist auch unser viertes Gruppenmitglied, Dagmar aus Leipzig, eingetroffen.
​Tag 1: Kathmandu
Der Flug mit Zwischenlandung in Bahrain und umsteigen im Muscat war prima. Angekommen in Kathmandu mussten die Einreiseformalitäten (Visagebühren 30$) erledigt werden. Anschließend haben wir unser Gepäck geholt, leider musste ich feststellen, dass mein kleiner Rucksack aufgerissen war und wie sich später herausstellte auch meine Gletscherbrille fehlte. Vor dem Airport wurden wir von unserer Stadtführerin Brami in Empfang genommen. Es folgte eine 15 minütige Fahrt mit einem Kleinbus zum Hotel Shakti im Ortsteil Thamel in Kathmandu. Dort bekamen wir Frühstück und unsere Zimmer. Um 10.30 Uhr sind wir dann zu einer ersten Stadtbesichtigung losgefahren. Das vollgepackte Tagesprogramm haben wir mit Hinweis auf unsere anstrengende Reise halbiert und den Rest am Ende unserer Reise verlegt. Zurück im Hotel haben wir uns mit unseren Guide Madhav und dem Bergführer Sherpa Dorchee bekannt gemacht. Jetzt wurde unsere Trekking-Ausrüstung kontrolliert und vervollständigt, einiges musste noch ausgeliehen werden. Zum Abendessen sind wir ins nahe gelegene Restaurant Fire & Ice gegangen, haben eine Pizza bestellt und dazu eine Flasche Everest-Bier getrunken.
Zeitig sind wir zu Bett, zum einen waren alle müde zum Anderen sollten wir zeitig aufstehen. In Gedanken bin ich noch mal mein gesamtes Gepäck durchgegangen, dabei fiel mir ein, dass in dem kaputten Rucksack auch meine Gletscherbrille war. Bis weit nach Mitternacht habe ich zum wiederholten Mal die Rucksäcke kontrolliert, alles aus und wieder eingepackt. Jetzt war es traurige Gewissheit die Brille ist abhanden gekommen. Ohne Sonnenbrille kann ich auf keinen Berg, da ich mir die Augen verblitzen würde. Meine Stimmung war vorerst am Boden.
​Tag 2: Kathmandu - Lukla (2840m) – Phakding (2610m) Gehzeit 3h
Nach einer kurzen Nacht wurden alle per Telefon um 4.45 Uhr geweckt, noch einmal unter die warme Dusche, für lange Zeit sollte es der letzte Luxus sein. Nach dem Frühstück sind wir um 7.00 Uhr vom Hotel abgefahren zum nationalen Flughafen. Dort angekommen erwartete uns ein wildes Gedränge von mehreren hundert Menschenmassen. Alle wollen zu Ihren Trekkingtouren geflogen werden. Am Tag zuvor konnte wegen schlechten Wetters keine Maschine starten bzw. landen. Zum Glück gibt es ja überall kleine Shops und so konnte ich mir noch eine Sonnenbrille kaufen, welche zumindest ihren Zweck erfüllen sollte. Nach ca. 2 Std. sitzen wir in unserer zweimotorigen Maschine. Alle paar Minuten starten bzw. landen die Kleinflugzeuge. Ohne große Turbulenzen sind wir nach 45 Minuten in Lukla gelandet. Unser Guide Madhav und die Begleitmannschaft wollten mit einer der nächsten Maschinen fliegen, und die Bergausrüstung (Zelte, Küchenequipment usw.) für den Island Peak mitbringen. Am Ende haben wir fünf Stunden auf sie gewartet. Um 15.30 Uhr war es dann soweit, wir machen uns Marschbereit und los ging die Trekkingtour. Über die Ortschaft Chaunrikharka steigen wir ab zum Dudh Kosi-Fluß. Es geht den Fluss entlang bis Phakding, wo wir gegen 17.45 Uhr ankommen. Da wir erst sehr spät loslaufen konnten, müssen wir genau aufpassen dass unser Tempo nicht zu hoch ist. Ein langsames und stetiges Gehen ist besonders die ersten Tage wichtig. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit haben wir unsere Lodge erreicht, da wir so spät kamen haben wir nur noch 2 Zwei-Bettzimmer bekommen. Trotz energischer Proteste unsererseits (gebuchte Einzelzimmer) werden sich Dagmar und ich ein Zimmer teilen. Diese Misere haben wir später in mehreren Lodges erleben müssen. Das zweite Zimmer hatten Bernd B. und Bernd V. Nach einem warmen Abendessen und der anschließenden Tourenbesprechung gehen wir gegen 21.00 Uhr zu Bett um für den nächsten Tag wieder fit zu sein.
​Tag 3: Phakding (2610m) – Namche Bazar (3440m) Gehzeit 6-7h
Um 6.00 Uhr werden wir von dem regen Treiben in der Lodge geweckt, es sind all Jene, die sich auf dem Rückweg befinden und eines der ersten Flugzeuge bekommen wollen. Also sind wir auch aufgestanden, mit dem Schlafen war es eh vorbei. Nach unserer Morgenwäsche und einem Frühstück geht es auf die Strecke. Wir folgen dem Fluss und überqueren ihn auf Holzbrücken in Benkar und Jorsale. Einen Kilometer weiter kamen wir zum Stehen. Grund dafür war eine Ansammlung von ca. 100-120 Trekking-Touristen, wir werden aufgehalten von einer Hand voll Maoisten (Bewaffnet mit Maschinenpistolen) und es wird ein Wegezoll verlangt. Unsere Stadtführerin in Khatmandu Brami, hat uns schon davor gewarnt und gemeint wir sollen besser die umgerechnet 25 Euro pro Person bezahlen. In der Hoffnung keine weiteren Unannehmlichkeiten zu erfahren, haben wir Zähneknirschend gelöhnt und großzügiger Weise auch eine Quittung bekommen. Wir dürfen weiter gehen und kommen nach einigen Kilometern zum offiziellen Eingang zum Sagarmatha Nationalpark. Unser Guide Madhav hat für uns die Formalitäten erledigt und weiter geht es über Hängebrücken, Täler und Anstiege. Die Hälfte unserer Tagesetappe haben wir geschafft - Zeit für das Mittagessen. Frisch gestärkt nehmen wir den letzten Tagesabschnitt in Angriff entlang des Dudh Koshi River über eine letzte Hängebrücke, nach nochmaliger Rast bei 2830m steigen wir auf 3440m nach Namche Bazar. Angekommen in der Lodge ist es noch früh am Nachmittag und so entschließen wir uns nach dem Duschen noch mal loszuziehen. Es wird nach Hause telefoniert, Ansichtskarten eingekauft. Den Bummel haben wir mit einem Besuch in einer deutschen Bäckerei bei einer Tasse Cappuccino und einem Stück Schwarzwälder Kirschtorte abgerundet. Von der Anstrengung der vorangegangenen Stunden ist (fast) nichts mehr zu spüren. Nach dem Abendessen sitzen wir noch bei einer Kanne Lemontee zusammen, haben viel erzählt, gelacht und die Karten an Bergfreunde und Verwandte geschrieben.
Es war alles in allem ein schöner Tag.
​Tag 5: Thame (3750m) – Khumjung (3780m) Gehzeit 4-5h
Der Tag begann wie jeder andere. So starten wir 8.00 Uhr und wandern auf gleichem Weg zurück und biegen kurz vor Namche Bazar links ab. Vorbei an dem wohl höchsten Flug-Rollfeld der Welt, Shyangboche 3800m. Wir erreichen am frühen Nachmittag das wunderschöne Dorf Khumjung. Den Rest des Tages nutzen wir zur Körperpflege, einem Dorfrundgang und einer Tasse Cappuccino in der Bäckerei. Am Abend besprechen wir den Tourenplan für den nächsten Tag. Es geht allen sehr gut und wir wünschen uns für die nächsten Tage ein ähnlich gutes Wetter.
​Tag 4: Namche Bazar (3440m) – Thame (3810m) Gehzeit 4h
Letzte Nacht hatte ich etwas unruhig geschlafen, obwohl ich doch ein schönes Zimmer für mich hatte. Gegen 6.00 Uhr früh, der Tag wollte gerade erwachen, fingen die Steinhauer mit der Arbeit an (etwa 30 Leute mit Hammer und Meißel, na toll...). Heute steht eine Akklimatisierungstour auf dem Programm. Wir wandern auf dem alten tibetischen Weg durch eine landschaftlich faszinierende Gegend. In Thamo legen wir eine längere Mittagspause ein (Bernd + Bernd hatten zwei Mahlzeiten bestellt). Es geht weiter durch einen schönen Nadelwald, überqueren einen reisenden Bach und nach einem kurzen Anstieg erreichen wir Thame. Leider zog sich der Himmel zu und so gehen wir den Rest des Weges in Wolken. Am Nachmittag besichtigen wir noch das kleine Kloster, welches erhöht über dem Ort und mit gewaltigem Blick auf die Berge residiert. Hier gibt es noch einige der ältesten Schriftstücke der Buddhisten und der Mythos vom Yeti schwebt über diesem Kloster.
Bei unserem abendlichen Tee habe ich beiläufig erwähnt, dass wir heute sehr langsam unterwegs waren, was nicht auf Zustimmung stieß.
​Tag 6: Khumjung (3780m) – Phortse (3810m) Gehzeit 5h
Ich hatte eine ruhige Nacht und habe sehr gut geschlafen. Am Morgen liegen die Temperaturen mit 6°C schon etwas niedriger, dafür haben wir aber wolkenlosen Himmel und gute Fernsicht. Wir wandern zuerst zum „Everest View Hotel“ und genießen bei einer Tasse heißer Schokolade den gewaltigen Panoramablick auf den Nuptse, Lhotse, Shartse und die Ama Dablam. Der Blick auf den Everest bleibt uns vorerst noch verwehrt. Danach wandern wir weiter bis zu unserem heutigen Tagesziel nach Phortse. Wir nutzen noch die Möglichkeit das kleine Dorf-Kloster zu besichtigen.
​Tag 7: Phortse (3810m) – Pangboche (3930m) Gehzeit 4h
Weiter geht es über einen Höhenpanoramaweg bis nach Pangboche. Die mächtige und formschöne Ama Dablam ist unser ständiger Wegbegleiter und thront über uns. Nach einer genüsslichen Mittagspause und der Besichtigung des Klosters in Pangboche trinken wir noch eine Tasse heiße Schokolade und bereiten uns auf den morgigen langen und schweren Tag vor. Da wir sehr viel Flüssigkeit zu uns nehmen sollen (ca. 5 Liter pro Tag), gebe ich mal einen Hinweis auf die Preise pro Liter Wasser Kathmandu 20-25 Rupien, Namche Bazar 50 Rupien, Khumjung 90 Rupien, Phortse 150 Rupien und Pangboche 140 Rupien (100RS = 1€).
​Tag 8: Pangboche (3930m) – Pheriche (4270m) Gehzeit 8h
Heute liegt eine lange Etappe vor uns. Zeitig beginnen wir unsere Tour und 1,5h hinauf auf die einsame Taboche Alm. Dort legen wir eine erste Rast ein. Wir setzen unseren Aufstieg fort zum Taboche Vorgipfel. Anfangs geht es über Almwiesen die später im oberen Gipfelbereich von Geröllhalden und leichter Blockkletterei abgelöst werden. Bei 5100m kehren Dagmar und Bernd V. um, im Hinblick auf die noch anstehenden Ziele. Für Dagmar war es jetzt schon ein Höhenrekord. Vom 5215m hohen Vorgipfel hat man bei klarem Wetter eine wunderschöne Aussicht, nur leider ist es Bernd B. und mir (Dieter) am heutigen Tag nicht vergönnt, da dicke Nebelschwaden uns die Sicht verwehren. Nach einer kurzem Rast und dem Gipfelfoto anschließender Abstieg nach Pheriche. Alle sind völlig erschöpft und einige haben leichte Kopfschmerzen. Da haben wir uns entschlossen zeitig ins Bett zu gehen.
​Tag 9: Pheriche (4270m) – Lobuche (4910 m) Gehzeit 5h
Der Tag begann wie jeder andere, letzte Nacht habe ich gut geschlafen und die Kopfschmerzen sind auch weg (ohne Tabletten). Also werden wir uns bei einen kräftigen Frühstück stärken und zur nächsten Tour starten. Aber es kam anders, Dagmar bekam starke Bauchkrämpfe und sie musste den Arzt konsultieren. Dieser hat ihr bescheinigt, dass es keine Anzeichen von Höhenkrankheit sind. Nach der Einnahme der verabreichten Medikamente und einer Wartezeit von 2 Std. ging es ihr etwas besser und wir konnten langsam unsere Tagestour in Angriff nehmen. Durch ein breites Tal und allmählichen Aufstieg kommen wir nach Dughla (4620m) und werden hier unser Mittagessen einnehmen. Nun folgt ein 1-stündiger Aufstieg bis zum Ende des Khumbu Gletschers. Hier auf einem kleinem Plateau, stehen zahlreiche Sherpa- und Bergsteiger –Gräber als Erinnerung vergangener Expeditionen. Noch einmal geht es leicht bergauf bis wir die Lodge in Lobuche erreichen. Es ist eine sehr dürftige Behausung.
Erfreulicher Weise geht es Dagmar wieder gut nun klagt jedoch Bernd V. über einen Druck im Brustkorb und deutet auch gleich an, den Island Peak nicht besteigen zu wollen. Alle haben Verständnis für diese Entscheidung. So geht ein weiterer Tag dem Ende entgegen.
​Tag 10: Lobuche (4910m) – Gorak Shep (5140m) Gehzeit 3h
Wir stehen früh auf, ein langer und anstrengender Tag liegt vor uns. Nach einem 3-stündigem auf und ab in der wilden Moränenlandschaft des Khumbu Gletschers erreichen wir Gorak Shep. Erst hier nehmen wir unser Frühstück ein. Am späten Vormittag steigen wir zum Kalar Pathar (5550m) auf und erleben von der Spitze den Traumblick auf den Everest. Wir beglückwünschen uns, vor allem Dagmar, die vorher noch nie in dieser Höhe war. Sie hat sich tapfer geschlagen. Wieder unten in Gorak Shep angekommen, hat sich jeder eine Schüssel mit 3 l warmen Wasser gekauft für eine Körperreinigung. Bernd V. war nicht mit auf den Berg gestiegen, dafür geht es ihn wieder etwas besser. Übrigens kostet der Liter Mineralwasser hier 200 Rupien.
​Tag 11: Gorak Shep (5140m) – Everest Base Camp (5350m) u.z. Gehzeit 6h
Heute starten wir eine weitere schwere Etappe. Ein anstrengender Marsch entlang des Khumbu Gletschers. Wo auch das Auge hinblickt, überall 7000er und 8000er Eisriesen. Nach 3 h stehen wir dann direkt im Everest Base Camp und sehen auch zwei Expeditionen bei ihrer Arbeit. Wir knipsen viele Fotos als plötzlich lautes grollen zu hören war. Ein atemberaubendes Schauspiel bietet sich uns, auf dem PumoRi geht in 7000m eine Lawine ab. Für uns in beruhigender Entfernung war es ein Erlebnis, für 5 Bergsteiger bzw. Sherpas leider nicht. Der Rückweg nach Gorak Shep verlief ruhig. Auch am Abend konnte keine rechte Freude aufkommen, trotz des ansonsten doch schönen Tages.
​Tag 12: Gorak Shep (5140m) – Dingboche (4410m) u.z. Gehzeit 5h
Bei Frühtemperaturen von -5°C, wandern wir heute über einen wunderschönen Panoramaweg über Dughla nach Dingboche. Ein eiskalter Wind bläst uns entgegen. Die Krankenliste wird länger, Bernd B. klagt über Halsschmerzen und ich habe Schnupfen. Das können wir jetzt überhaupt nicht gebrauchen. In der Lodge angekommen nehmen wir eine Dusche und heißen Kaffee bzw. Tee und schon fühlt man sich wieder besser.
​Tag 13: Dingboche (4410m) – Chhukhung (4730m) u.z. Gehzeit 2h
Der heutige Tag dient etwas der Erholung. Wir wandern langsam aber stetig bergan und erreichen am Vormittag bereits unser Tagesziel. Am Nachmittag steht die Kontrolle der Bergausrüstung auf dem Plan, Sicherheit kommt an erster Stelle. Nachdem alles wieder in den Rucksäcken verstaut ist, setzen wir uns zur Gipfeltour-Besprechung in die Lodge und trinken ein paar Tassen heißen Tee. Die Erkältung bei Bernd und mein Schnupfen sind noch nicht weg und es sind nur noch zwei Tage bis zum Gipfel.
​Tag 14: Chhukhung (4730m) ü. IP-BC zum Hochlager (5500m) Gehzeit 5h
Ein neuer Tag bricht an und unser Ziel den Gipfel des Island Peak zu erglimmen rückt immer näher. Zum Frühstück wartet Bernd mit der Meldung auf „ich gehe nicht mit auf den Berg“. Gesundheitlich sei er angeschlagen und möchte kein Risiko eingehen bzw. das Unternehmen Gipfelsturm nicht gefährden.
Den Marsch bis zum Basislager nehmen wir noch gemeinsam in Angriff, es folgt eine herzliche Verabschiedung und für mich die besten Wünsche auf den Weg. Weiter geht es in Serpentinen steil bergauf bis zum Hochlager auf 5500m. Ich muss feststellen, dass nur noch ein Team hier oben Quartier bezogen hat. Es weht ein starker Wind und die Temperatur fällt Zusehens, waren es bei meiner Ankunft noch 14°C sind es eine Stunde später nur noch 7°C. Meine Begleitmannschaft bestehend aus vier Sherpas, einem Koch und der Bergführer Dorchee haben jetzt alle Hände voll zutun. Die Zelte werden aufgebaut, das Wasser holen dauert etwa eine Stunde (wir befinden uns im Hochgebirge und nicht auf einem Campingplatz). Im Zelt geht das große Umpacken los, ein Sherpa bringt mir heißen Tee und kurze Zeit später ein schmackhaftes 3-Gänge Menü. Letzte Vorbereitungen werden getroffen, die warme Funktionsunterwäsche und dicke Socken ziehe ich gleich an, die restlichen Sachen kommen mit in den Schlafsack damit sie morgen früh nicht steif gefroren sind. Noch 2-3 Becher heißen Tee trinken, in dem Schlafsack einmummeln und versuchen zu schlafen. Natürlich musste ich in der Nacht mal raus, wem wundert’s bei so viel trinken. Ab 23.00 Uhr kann ich nicht mehr einschlafen, es ist wohl die Höhe und die Aufregung. Die Temperatur im Zelt ist mittlerer weile auf –3°C gefallen.
​Tag 15: Gipfeltag vom Hochlager (5500m) – Island Peak (6185m) und zurück nach Chhukhung (4730m) Gehzeit 12h
Um 2.15 Uhr ist es soweit, Bergführer Dorchee, welcher mit in meinem Zelt geschlafen hat, gibt das Zeichen zum Anziehen. Ein Sherpa bringt heißen Tee und ein warmes Frühstück. Alles geht sehr, sehr langsam. Zum einen fühle ich mich bescheiden zum anderen ist alles kalt, die Höhe tut ihr übriges. Vom Hochlager gehen wir 3.00 Uhr los. Die Nacht ist Sternenklar und Windstill bei Temperaturen von –10°C. Über Geröll und Felsen steigen wir bis zur Schneegrenze auf 5750m. Hier legen wir Steigeisen und Gurt an. In Seilschaft gehen wir gut 1,5 Std. bis zur Steilstufe. Jetzt wartet ein schönes Stück Arbeit auf uns. Knapp 120 Höhenmeter müssen über 40-50° steiles Eis bezwungen werden. Von 6100m bis zum Gipfel geht es noch einen vereisten Schneefirn entlang und erreichen den Gipfel gegen 9.00 Uhr bei strahlend blauem Himmel. Ich bin erschöpft aber überglücklich und danke meinen Begleitern, Bergführer Dorchee und unserem Koch. Nach kurzer Zeit habe ich mich erholt, es werden die obligatorischen Gipfelfotos geschossen und noch etwas Tee getrunken.
Danach erfolgt der lange Rückmarsch. Im Hochlager legen wir noch eine einstündige Pause ein. Ich brauche eine Zeitlang um mich zu sammeln. Heiße Getränke und eine warme Mahlzeit verhelfen mir wieder zu Kräften. Nachdem aus dem Zelt alles Gepäck verstaut wurde, steigen wir weiter ab, bis Chhukhung. Von meinen Bergfreunden werde ich bereits erwartet und nehme die Glückwünsche entgegen. Am Abend krieche ich freiwillig 19.30 Uhr in meinen Schlafsack und schlafe sofort ein.
Wenn ich diesen Tag noch einmal Revue passieren lasse, stelle ich fest, dass mir einige Fehler unterlaufen sind: Halluzinationen in der Nacht vor dem Aufstieg (schlafen im Hochlager), zum Frühstück nicht gegessen (Schwächung durch Energiemangel), die Schlafsocken vergessen auszuziehen (Schuhe drücken), beim Fotografieren die Handschuhe zulange ausgezogen (Fingerkuppen waren bereits taub), viel zu wenig getrunken (Gefahr von Lungenödem), hohes Tempo und ungleichmäßiger Laufrhythmus (durch hohen Puls viele Pausen nötig), Gletscherbrille abhanden gekommen (dürftige Notsonnenbrille).
Besonders hervor zuheben sind: gute Vorbereitung (Dachsteingletscher, Walliser Alpen, Treppenläufe, langer Aufenthalt in großen Höhen), gute Ausrüstung, Kräfteeinteilung für einen sicheren und guten Abstieg.​​
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Ersatzvornahme Chhukhung Gruppe
Der andere Teil unserer Gruppe unternahm heute die Besteigung des Chhukhung Ri 5535m.
​Tag 16: Chhukhung (4730m) – Tengboche (3860m) Gehzeit 7h
Die letzte Nacht habe ich sehr gut geschlafen. Die Temperatur in unserer Lodge lag bei 1°C. Heute steigen wir über Dingboche und Pangboche nach Tengboche (Kloster) ab. Der gestrige Tag steckt noch in den Gliedern. Das Wetter schlägt langsam um, es wird merklich kühler und in höheren Lagen fällt Schnee.
​Tag 17: Tengboche (3860m) – Namche Bazar (3440m) Gehzeit 5h
Nach der morgendlichen Zeremonie der Mönche besichtigen wir das Kloster. Es ist eines der schönsten im Sherpaland. Im Jahr 1989 abgebrannt, wurde das Kloster mit viel Hilfe aus dem Ausland wieder im alten Stil aufgebaut. Von diesem Platz, kann man nochmals einen träumerischen Blick auf Everest, Lhotse und Nuptse werfen. Heute habe ich auch Gelegenheit nach Hause zu telefonieren und von meinen Erfolg zu berichten. In Namche Bazar angekommen nehme ich als erstes eine warme Dusche. Anschließend bummeln wir durch den Ort, gehen in die „deutsche“ Bäckerei Kuchen naschen und Cappuccino trinken. Am Nachmittag fängt es an mit regnen.
​Tag 18: Namche Bazar (3440m) – Phakding (2610m) Gehzeit 5h
Abstieg von Namche Bazar nach Phakding. Mittags fängt es leicht an mit regnen der am Abend stärker wurde. ​​
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Tag 19: Phakding (2610m) – Lhukla (2840m) Gehzeit 4h
Voller Energien gehen wir heute in aller Ruhe den letzten Trekkingtag an. Nach leichten aber stetigen Anstieg erreichen wir unseren Ausgangspunkt in Lhukla. Wir Männer haben einen Termin beim Barbier und lassen unseren 3-Wochen Bart abrasieren. Den Rest des Tages bummeln wir durch den kleinen Ort. Am Abend dann Party mit unserer Begleitmannschaft und Verabschiedung.
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Tag 20: Lhukla – Kathmandu
Am Morgen fliegen wir nach Kathmandu zurück. Transfer zum Hotel, frisch machen, Sachen wechseln und erholen. Am Abend gehen wir in die Pizzeria Fire & Ice zum Essen und trinken gemütlich ein Everest-Bier.
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Tag 21: Kathmandu
Ganztägiges Besichtigungsprogramm der Königsstädte Bahktapur und Patan. Unser Abendprogramm besteht aus einem Besuch im Bergsteigerlokal Rum Doodle. Die Wände sind mit Fußtapfen dekoriert auf denen sich Expeditionen nach Trekkingtouren verewigen.
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Tag 22: Kathmandu
Heute steht wiederum eine Stadtrundfahrt mit Besichtigen von Tempeln, Tempeln und Tempeln auf dem Plan. Abendessen in einem schönen nepalesischen Restaurant mit Kulturprogramm.​
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Tag 23: Kathmandu - Frankfurt
Vormittags steht zur freien Verfügung. Wir gehen noch einmal ins Rum Doodle, schließlich wollen wir unseren Fuß gestalten, an die Wand bringen und ein Abschiedsessen einnehmen.
Nachmittag Transfer zum Flughafen und Rückflug nach Deutschland.​
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Alles in allem war es eine rundum gelungene Tour.